Ein leichter nächtlicher Schweißfilm ist völlig normal – schließlich arbeitet unser Körper auch im Schlaf weiter. Doch was, wenn das Schwitzen überhand nimmt? Wenn man trotz kühler Schlafumgebung und atmungsaktiver Bettwäsche klatschnass aufwacht – manchmal sogar so stark, dass Kleidung oder Bettzeug durchnässt sind?
An sich ist Schwitzen ein sinnvoller und ausgeklügelter Mechanismus: Die Schweißdrüsen sondern Flüssigkeit ab, die auf der Hautoberfläche verdunstet und den Körper abkühlt. Insbesondere bei viel Bewegung, warmen Umgebungstemperaturen oder Stoffwechselprozessen ist das Schwitzen dementsprechend ein wichtiger Prozess. Teilweise kann übermäßiges Schwitzen, insbesondere in der Nacht, aber auf Krankheiten hinweisen und muss behandelt werden.
Von medizinisch relevantem Nachtschweiß spricht man, wenn dieses übermäßige Schwitzen regelmäßig auftritt, ohne äußere Ursachen, und den Schlaf so stört, dass man morgens erschöpft und unausgeruht in den Tag startet. Tagsüber schwitzen Betroffene oft völlig normal – was das nächtliche Phänomen umso rätselhafter macht.
In diesem Artikel schauen wir genauer hin: Welche Ursachen kann nächtliches Schwitzen haben? Wann ist es harmlos – und wann ein Warnsignal? Und was lässt sich dagegen tun?
Nachtschweiß in den Wechseljahren
Besonders häufig tritt nächtliches Schwitzen bei Frauen in den Wechseljahren auf. In dieser Lebensphase verändert sich der Hormonspiegel deutlich: Die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone – insbesondere Östrogen und Progesteron – nimmt ab. Fällt der Östrogenspiegel, gerät auch der empfindliche Haushalt der Neurotransmitter aus dem Gleichgewicht. In der Folge können sich Stresshormone wie Adrenalin oder Noradrenalin vermehrt im Körper ausbreiten – was unter anderem zu plötzlichen Hitzewallungen und vermehrtem Schwitzen, auch in der Nacht, führt.
Wer häufiger unter nächtlichen Schweißausbrüchen leidet und sich gleichzeitig in den Wechseljahren befindet, sollte mögliche hormonelle Ursachen mit der Hausärztin oder dem Frauenarzt besprechen. Es gibt verschiedene Therapieansätze – von pflanzlichen Mitteln über Lebensstil-Anpassungen bis hin zu hormonellen Behandlungen.
Tipp: In einem separaten Artikel gehen wir genauer auf das Thema Hitzewallungen und Nachtschweiß in den Wechseljahren ein – inklusive praktischer Tipps und medizinischer Hintergrundinfos.
https://gesundgelesen.com/wechseljahre-symptome/hitzewallungen-wechseljahre/
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Gelegentliches nächtliches Schwitzen ist meist harmlos – doch in bestimmten Fällen kann es ein Hinweis auf eine zugrundeliegende Erkrankung sein. Ein Arztbesuch ist insbesondere dann ratsam, wenn Nachtschweiß häufig auftritt und mit weiteren Symptomen einhergeht.
Diese Begleitsymptome sollten ärztlich abgeklärt werden:
- Nächtliches Schwitzen nach Fernreisen (z. B. wegen möglicher Infektionen oder Tropenkrankheiten)
- Fieber oder wiederkehrendes Frösteln
- Ungewollter Gewichtsverlust
- Starke Müdigkeit oder Abgeschlagenheit
- Schmerzen, insbesondere nächtliche Knochenschmerzen oder Brustschmerzen
Treten solche Beschwerden in Kombination mit starkem Nachtschweiß auf, ist eine medizinische Abklärung dringend zu empfehlen.
Welcher Arzt ist der richtige Ansprechpartner?
In der Regel ist der Hausarzt oder die Hausärztin die erste Anlaufstelle. Nach einem ausführlichen Gespräch zu Symptomen, Lebensgewohnheiten und Vorerkrankungen folgt meist eine körperliche Untersuchung sowie eine Blutbilduntersuchung. Je nach Ergebnis können gezielte Überweisungen zu Fachärzten erfolgen – z. B. zu Endokrinologen, Internisten oder Onkologen.
Primäre oder sekundäre Hyperhidrose?
Medizinisch wird zwischen zwei Formen von krankhaftem Schwitzen unterschieden:
- Primäre Hyperhidrose:
Hier liegt keine erkennbare körperliche Ursache für das übermäßige Schwitzen vor. Häufig spielt eine genetische Veranlagung oder eine Überaktivität des vegetativen Nervensystems eine Rolle. - Sekundäre Hyperhidrose:
In diesem Fall ist das Schwitzen eine Folge einer Grunderkrankung, wie z. B. einer Infektion, einer Hormonstörung oder einer Tumorerkrankung.
Ein erfahrener Arzt kann helfen, die Form der Hyperhidrose zu erkennen – und den passenden Behandlungsweg einzuleiten.
Nächtliches Schwitzen: Die häufigsten Ursachen
Nicht immer steckt gleich eine ernste Erkrankung hinter nächtlichem Schwitzen – oft sind es äußere Einflüsse oder körperliche Reaktionen, die den Körper ins Schwitzen bringen. Hier ein Überblick über die häufigsten Ursachen:
Zu warme Schlafumgebung
Eine der häufigsten und zugleich harmlosesten Ursachen: hohe Raumtemperatur, dicke Bettdecken, kuschelige Schlafanzüge oder schlecht durchlüftete Räume. Auch eine hohe Luftfeuchtigkeit kann das nächtliche Schwitzen verstärken.
🛏️ Tipp: Raumklima optimieren
Ein kühles, gut gelüftetes Schlafzimmer kann Nachtschweiß deutlich verringern. Ideal sind Temperaturen zwischen 16–18 °C. Verzichte auf dicke Bettdecken oder synthetische Materialien – Naturstoffe wie Baumwolle oder Leinen sind atmungsaktiver.
Hormonelle Veränderungen
Besonders in den Wechseljahren, aber auch in der Pubertät, kommt es zu starken Hormonschwankungen. Der sinkende Östrogenspiegel bei Frauen kann zu Hitzewallungen führen – diese treten oft auch nachts auf und äußern sich durch starkes Schwitzen.
🔍 Hormoneller Hintergrund?
Besonders bei Frauen in den Wechseljahren oder Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen kann Nachtschweiß hormonell bedingt sein. Ein Besuch beim Arzt hilft, hormonelle Dysbalancen zu erkennen und gezielt zu behandeln.
Stress, Angst & psychische Belastungen
Was uns tagsüber belastet, lässt uns oft auch nachts nicht los: Stress, Sorgen oder Angststörungen können den Puls erhöhen und die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin oder Cortisol anregen – auch während des Schlafs. In Kombination mit Albträumen oder innerer Unruhe entsteht so häufig nächtliches Schwitzen.
Übergewicht
Menschen mit erhöhtem Körpergewicht neigen stärker zum Schwitzen – sowohl tagsüber als auch nachts. Der Körper muss mehr Wärme abführen, was die Schweißproduktion anregt.
Medikamente
Einige Medikamente können als Nebenwirkung starkes Schwitzen auslösen, darunter:
- Antidepressiva (bei 10–15 % der Betroffenen)
- Insulin und andere blutzuckersenkende Medikamente
- Hormonblocker (z. B. bei Prostatakrebs, Brustkrebs oder Endometriose)
- Pilocarpinhaltige Augentropfen bei grünem Star
- Asthmamittel
- Ciclosporin, ein Medikament zur Immunsuppression
Wichtig: Medikamente sollten Sie niemals eigenständig absetzen oder die Dosis verändern. Bei Verdacht auf medikamentös bedingtes Schwitzen sollte immer der behandelnde Arzt oder die Ärztin konsultiert werden – oft gibt es alternative Präparate oder Dosisanpassungen.
Lebensstil & Ernährung
Alkohol, Nikotin und Koffein können die nächtliche Schweißproduktion anregen. Auch scharfe oder sehr fettige Speisen am Abend wirken sich negativ aus, da sie den Stoffwechsel ankurbeln und den Körper zusätzlich fordern.
Infektionen und Krankheiten
Auch körperliche Erkrankungen – insbesondere Infekte – können Ursache von Nachtschweiß sein. In diesen Fällen ist das Schwitzen ein Teil der Abwehrreaktion des Immunsystems. Der Körper versucht, die Körpertemperatur zu regulieren und Krankheitserreger zu bekämpfen.
Lösungen: Was kann man gegen nächtliches Schwitzen tun?
Wer nachts regelmäßig stark schwitzt, muss das nicht einfach hinnehmen. Je nach Ursache gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, dem unangenehmen Schwitzen entgegenzuwirken – von einfachen Anpassungen im Schlafzimmer bis hin zu pflanzlichen Mitteln oder gezieltem Stressmanagement.
- Schlafumgebung optimieren
Die Raumtemperatur spielt eine große Rolle: Ideal sind 15 bis 20 Grad Celsius. Auch das Bettmaterial kann entscheidend sein. Achte auf:
- Atmungsaktive Bettwäsche (z. B. aus Baumwolle oder Leinen)
- Leichte, luftige Schlafkleidung
- Keine zu dicken Decken oder synthetischen Materialien
Schon kleine Änderungen in der Umgebung können helfen, das nächtliche Schwitzen deutlich zu reduzieren.
- Ernährung & Genussmittel anpassen
Was wir abends essen und trinken, kann den Schlaf erheblich beeinflussen:
- Vermeide scharfe, fettige oder sehr üppige Mahlzeiten kurz vor dem Zubettgehen
- Reduziere Alkohol- und Koffeinkonsum, insbesondere am Abend
Trinke ausreichend, aber nicht direkt vor dem Schlafen, um nächtliches Aufwachen zu vermeiden
- Stress reduzieren
Dauerhafter Stress kann den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen – und nächtliches Schwitzen begünstigen. Entspannungsrituale helfen, zur Ruhe zu kommen:
- Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Meditation vor dem Schlafengehen
- Stressbewältigungskurse – viele Krankenkassen bieten sie kostenlos oder vergünstigt an
- Ein entspannter Tagesausklang ohne Handy, Laptop oder aufregende Inhalte unterstützt zusätzlich die Schlafqualität
- Natürliche Unterstützung
🌿 Pflanzliche Helfer gegen Schwitzen
Salbei gilt als bewährtes Hausmittel gegen übermäßiges Schwitzen – z. B. als Tee oder in Form von Tropfen. Auch Baldrian oder Melisse können helfen, das Nervensystem zu beruhigen und nächtliche Unruhe zu mindern.
Zuletzt können auch pflanzliche Mittel bei ausgeprägtem Wärmeempfinden oder Schwitzen hilfreich sein. Ein Beispiel ist das Salbeipräparat „Salbeibrise“ von Naturtreu, ein pflanzliches Produkt, das speziell zur Reduktion von Hitzewallungen entwickelt wurde. Es kombiniert hochdosierte Salbei-Extrakte mit Rosmarinsäure und hilft dabei, unerwünschte Wärmeempfindungen auf natürliche Weise zu mildern.
Quellen
- Autor*innen: Dr. Irmela Manus ,Andrea Blank-Koppenleitner. Herausgeber*in: Wort & Bild Verlag Konradshöhe GmbH & Co. KG. Nachtschweiß: Was steckt dahinter? | Apotheken Umschau. . https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/symptome/nachtschweiss-diagnose-ursachen-therapie-1003595.html. (Zugriff am 14/04/2025).
- Autor*inn: Karina Unruh. Herausgeber*in: Deutsche Familienversicherung. Nachtschweiß: Ursachen, Diagnose, Behandlung. . https://www.deutsche-familienversicherung.de/krankenhauszusatzversicherung/ratgeber/artikel/nachtschweiss-ursachen-symptome-therapie/. (Zugriff am 14/04/2025).
Autorin dieser Beiträge
Wiebke Becker
Ernährungswissenschaftlerin
"Die Ernährungswissenschaften begeistern mich, weil sie einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben. Durch die Erkenntnisse aus der Forschung können wir unsere Ernährung gezielt und bewusst gestalten und somit Krankheiten vorbeugen und unser Leben verbessern. Es ist faszinierend zu sehen, wie kleine Veränderungen in der Ernährung große Auswirkungen auf unser Leben haben können."
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🔍 Hormoneller Hintergrund?
Besonders bei Frauen in den Wechseljahren oder Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen kann Nachtschweiß hormonell bedingt sein. Ein Besuch beim Arzt hilft, hormonelle Dysbalancen zu erkennen und gezielt zu behandeln.
🌿 Pflanzliche Helfer gegen Schwitzen
Salbei gilt als bewährtes Hausmittel gegen übermäßiges Schwitzen – z. B. als Tee oder in Form von Tropfen. Auch Baldrian oder Melisse können helfen, das Nervensystem zu beruhigen und nächtliche Unruhe zu mindern.