Hier und da mal einen erhöhten Herzschlag durch eine aufregende Situation zu haben, ist vollkommen natürlich, um evolutionsbiologisch in Stresssituationen mehr Energie bereitstellen zu können.
Zum Problem wird ein erhöhter Herzschlag, wenn er in Ruhepositionen ohne triftigen Grund auftritt, z. B. beim Sitzen, oder im Liegen, ohne emotionale oder psychische Belastung. In diesem Fall ist dann von plötzlichem Herzrasen die Rede, was ein ernstes Problem ist und gesundheitliche Risiken mit sich bringt.
Dies kann bei Frauen in den Wechseljahren auf einmal der Fall sein. Grund hierfür sollen die immensen hormonellen Umstellungen sein.
Ich möchte dir schon zu Beginn sagen: Probleme mit deinem Herzen solltest du in jedem Falle sofort von deinem Hausarzt oder einem Kardiologen abklären lassen. Schiebe diesen Besuch bei dieser Wechseljahresbeschwerde nicht vor dir her und verlasse dich nicht nur auf Hausmittel oder ähnliches.
Lese weiter, um zu erfahren, woher das plötzliche Herzrasen in den Wechseljahren kommt und was du dagegen unternehmen solltest.
Herzrasen als Wechseljahresbeschwerde?
In den Wechseljahren einer Frau können viele verschiedene Beschwerden auftreten, auch bekannt als klimakterische Symptome. Der Hauptgrund hierfür liegt beim Fiasko deiner Hormone, Östrogen und Progesteron. Vor dieser Zeit waren beide auf einem gemeinsamen Hoch und haben gemeinsam deinen monatlichen Zyklus gesteuert.
Fängst du nun an, in die Wechseljahre zu kommen, fängt dein Progesteron allmählich an, zu sinken. Dein Östrogenspiegel bleibt allerdings auf diesem Hoch.
Nun besteht ein hormonelles Ungleichgewicht, das verantwortlich für eine große Zahl an Beschwerden und Symptomen ist. Eine dieser Beschwerden kann ein erhöhter Ruhepuls, bzw. ein Herzrasen sein. Mediziner nennen dieses Symptom auch Tachykardie. Doch ab wann spricht man von einem Herzrasen, bzw. Ab wann ist dein Ruhepuls zu hoch?
Für dich einmal zur Orientierung: Ein “normaler” Ruhepuls liegt bei einem gesunden Erwachsenen zwischen 60 – 80 Schlägen pro Minute. Hoch trainierte Ausdauersportler können auch einen niedrigeren Ruhepuls von 40 – 60 Schlägen pro Minute haben, da ihr Herzmuskel größer ist.
Falls du nun neugierig bist und wissen möchtest, wo dein eigener Ruhepuls liegt, kannst du das auch alleine nachmessen. Berühre deine Halsschlagader oder deine Arterie an deinem Handgelenk, die sich unter dem Ende deines Daumenballens befindet, und zähle diese im Sitzen oder Liegen für 30 Sekunden. Multipliziere diese Zahl mit zwei und du erhältst deinen Ruhepuls.
Und wieso können Frauen nun in den Wechseljahren ein Herzrasen bekommen? Um dies zu beantworten, müssen wir uns die Rolle von Östrogen für dein Herz-Kreislauf-System anschauen.
In jedem Falle ist ein Besuch beim Arzt oder Kardiologen unumgänglich und die erste Wahl.
Die Rolle von Östrogen für dein Herz-Kreislauf-System
Da der Östrogenspiegel später fällt als der von Progesteron, kann es sein, dass du dieses Symptom erst in späteren Phasen deiner Wechseljahre wahrnimmst. Progesteron spielt zwar auch eine Rolle für viele Funktionen deines Herz-Kreislauf-Systems, jedoch sind diese weniger gut untersucht als die von Östrogen.
Östrogen hat vielfältige und komplexe Auswirkungen auf das Herz und das Herz-Kreislauf-System:
Erweiterung der Blutgefäße (Vasodilatation)
Östrogen hilft bei der Entspannung und Erweiterung deiner Blutgefäße, was den Blutfluss verbessert. Außerdem stimuliert es die Produktion von Stickstoffmonoxid, einer Chemikalie, die deine Blutgefäße erweitert.
Veränderungen der Blutfette
Östrogen kann dein Lipidprofil im Blut verändern. Es kann sowohl den Gehalt an „gutem“ Cholesterin (HDL) erhöhen als auch den Gehalt an „schlechtem“ Cholesterin (LDL) senken, was potenziell das Risiko von Herzkrankheiten reduziert.
Antioxidative Wirkung
Östrogen hat ebenfalls antioxidative Eigenschaften, was bedeutet, dass es dazu beitragen kann, Schäden durch freie Radikale zu verhindern, die zu Entzündungen und Arteriosklerose (Verhärtung der Arterien) führen können.
Einfluss auf Blutgerinnung
Östrogen kann auch die Blutgerinnung beeinflussen, indem es die Produktion von Gerinnungsfaktoren in deiner Leber verändert. Dies kann sowohl prothrombotische (gerinnungsfördernde) als auch antithrombotische (gerinnungshemmende) Effekte haben.
Je näher du deiner Menopause bist, desto stärker kann dein Östrogenspiegel sinken. Während dieser Zeit kann es also passieren, dass all diese Funktionen immer mehr nachlassen und dein Herz-Kreislauf-System Probleme bekommt. Zum Beispiel kann es zu einer Blutgefäßverengung kommen, wodurch es deinem Herz schwerer fällt, dein Blut in Zirkulation zu halten. Die Folge dessen sind dann auch häufig Palpitationen, was umgangssprachlich auch als “Herzklopfen” bekannt ist.
Woran lässt sich ein Herzrasen erkennen?
Damit du im Ernstfall ein Herzrasen an dir schnell erkennen kannst, ist es wichtig, die Hinweise zu kennen. Solltest du eins oder mehrere dieser Symptome an dir in deinen Wechseljahren erkennen, ist ein Besuch bei einem Arzt oder einem Kardiologen der erste Schritt.
Symptome einer Tachykardie
- Schneller Herzschlag bzw. Puls
- Herzklopfen bzw. Palpitationen
- Atemnot
- Brustschmerzen oder Unbehagen
- Schwindel oder Benommenheit
- Ohnmacht oder Nähe zur Ohnmacht
- Schwäche oder Müdigkeit
- Angstgefühle
Herzrasen und Hitzewallungen
Hitzewallungen und Nachtschweiß sind eines der häufigsten Symptome, die Frauen während der Wechseljahre erfahren. Dabei kann dieses Symptom mit einem Herzrasen zusammenhängen, denn beide klimakterischen Symptome treten häufig zusammen auf.
Hitzewallungen sind das Ergebnis von Veränderungen im Hypothalamus, dem Teil des Gehirns, der für die Regulierung der Körpertemperatur verantwortlich ist. Diese Veränderungen werden durch den sinkenden Östrogenspiegel verursacht, wodurch der Hypothalamus fälschlicherweise denkt, dass der Körper zu heiß ist. Als Reaktion darauf weitet der Körper die Blutgefäße (ein Prozess, der als Vasodilatation bekannt ist), um mehr Wärme abzuleiten. Dies führt zu dem plötzlichen Gefühl von Wärme, das bei Hitzewallungen typisch ist.
Fälschlicherweise versucht das Herz dann stärker und schneller zu schlagen, um den Blutfluss zu erhöhen und mehr Wärme abzuleiten.
Therapie und Behandlungsoptionen bei Herzrasen Wechseljahre
Die Behandlung von Herzrasen in den Wechseljahren hängt von der individuellen Ausprägung, dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Lebenssituation der Patientin ab. Kardiologische Angelegenheiten sollten in jedem Falle so schnell wie möglich von einem qualifizierten Arzt oder Kardiologen abgeklärt werden. Dies dient nicht nur deiner Sicherheit, sondern kann auch psychisch beruhigend wirken, wenn Probleme dieser Art aufgeklärt werden. Häufig vermuten viele Schlimmeres bei kardiologischen Problemen. Eine Diagnose kann dann die üblen Vermutungen einstellen.
Damit es aber gar nicht erst zu einem Herzrasen bei dir kommt, gibt es einige präventive Maßnahmen, die dich vor diesem klimakterischen Symptom schützen können.
Herzrasen in den Wechseljahren behandeln
Die folgenden Behandlungsoptionen können einzeln oder in Kombination miteinander in Betracht gezogen werden:
Hormontherapie
Wenn das Herzrasen hauptsächlich durch hormonelle Veränderungen während der Menopause verursacht wird, könnte eine Hormonersatztherapie (HRT) in Betracht gezogen werden. Diese Therapie kann helfen, den Hormonspiegel zu regulieren und dadurch die Symptome zu lindern. Allerdings ist die Hormonersatztherapie nicht für jede Frau geeignet und kann mit Risiken verbunden sein, darunter ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Medikamente
In einigen Fällen können Medikamente, die den Herzrhythmus regulieren (wie Beta-Blocker oder Calciumkanalblocker), hilfreich sein. Sowohl die Hormontherapie als auch diese Medikamente sollten jedoch nur unter Aufsicht eines Arztes eingenommen werden, da sie Nebenwirkungen haben können und nicht für jede Frau geeignet sind.
Alternative und ergänzende Therapien
Manche Frauen finden, dass alternative Therapien wie Akupunktur oder Phytotherapie (die Verwendung von Heilpflanzen) hilfreich sein können. Während solche Therapien für einige Frauen vorteilhaft sein können, sollten sie immer in Absprache mit einem Arzt und als Ergänzung zu einer medizinischen Behandlung in Betracht gezogen werden.
Präventive Maßnahmen gegen Herzrasen Wechseljahre
Die Vorbeugung von Herzproblemen hängt größtenteils von einem gesunden Lebensstil ab, der sowohl deine körperliche Gesundheit als auch deine Ernährung umfasst. Folgende Empfehlungen können dir dabei helfen, das Risiko von Herzproblemen zu reduzieren:
Gesunde Ernährung
Eine ausgewogene und herzgesunde Ernährung kann dazu beitragen, das Risiko von Herzerkrankungen zu senken. Diese sollte reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, magerem Protein und gesunden Fetten sein, während gesättigte und Transfette, Zucker und Salz begrenzt werden sollten. So kann man beispielsweise mehrere Portionen Obst und Gemüse pro Tag anstreben, mageres Fleisch statt fetthaltiger Fleischsorten wählen und fettreiche Milchprodukte durch fettarme Alternativen ersetzen.
Regelmäßige Bewegung
Es ist wichtig, regelmäßig Sport zu treiben, da dir dies dabei helfen kann, den Blutdruck zu senken, das Gewicht zu kontrollieren und den Cholesterinspiegel zu regulieren. Empfehlenswert sind mindestens 150 Minuten moderate aerobe Aktivität oder 75 Minuten intensive aerobe Aktivität pro Woche zu absolvieren, zusätzlich zu Krafttraining mindestens zweimal pro Woche.
Gewichtskontrolle
Übergewicht erhöht das Risiko von Herzerkrankungen, da es oft mit hohem Blutdruck, hohem Cholesterinspiegel und Diabetes einhergeht. Daher ist es wichtig, ein gesundes Gewicht zu halten. Dabei kann dir eine Kombination aus gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung helfen.
Nichtrauchen
Rauchen schädigt das Herz und die Blutgefäße und erhöht das Risiko von Herzerkrankungen erheblich. Falls du bereits rauchst, solltest du daher versuchen, aufzuhören. Falls du Nichtraucher bist, fange damit bitte erst gar nicht an.
Alkoholkonsum begrenzen
Übermäßiger Alkoholkonsum kann deinen Blutdruck erhöhen und das Risiko von Herzerkrankungen vergrößern. Daher solltest du Alkohol nur in Maßen konsumieren.
Stressmanagement
Chronischer Stress kann ebenfalls das Risiko von Herzerkrankungen erhöhen. Es ist für dich daher wichtig, Techniken zur Stressbewältigung zu erlernen, beispielsweise durch Entspannungsübungen, Meditation oder Yoga.
Regelmäßige Gesundheitschecks
Schließlich solltest du regelmäßig deinen Arzt aufsuchen, um deinen Blutdruck, deinen Cholesterinspiegel und andere gesundheitliche Aspekte zu überwachen. So können eventuelle Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Je früher du anfängst, diese Maßnahmen in deinen Lebensstil einzubauen, desto besser sind deine Chancen gesund zu bleiben und jeglichen kardiologischen Problemen aus dem Weg zu gehen. Nichtsdestotrotz gilt: Besser spät als nie!
Quellen
- (05.04.2023). Kammertachykardie. Abgerufen 18.07.23, https://www.gesundheitsinformation.de/kammertachykardie.html
- (07.2022). Your heart rate. Abgerufen 18.07.23, https://www.bhf.org.uk/informationsupport/how-a-healthy-heart-works/your-heart-rate
- Eigene Quellen
Autorin dieser Beiträge
Wiebke Becker
Ernährungswissenschaftlerin (M.Sc.)
"Die Ernährungswissenschaften begeistern mich, weil sie einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben. Durch die Erkenntnisse aus der Forschung können wir unsere Ernährung gezielt und bewusst gestalten und somit Krankheiten vorbeugen und unser Leben verbessern. Es ist faszinierend zu sehen, wie kleine Veränderungen in der Ernährung große Auswirkungen auf unser Leben haben können."
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