Bioidentische Hormone ähneln sich in ihrer Struktur 100% zu unseren körpereigenen Hormonen. Diese werden aus Pflanzen gewonnen und in einem Labor in ihrer Struktur angepasst. Aufgrund ihrer natürlichen Herkunft und hohen Ähnlichkeit zum körpereigenen Hormon wird eine bioidentische Hormontherapie häufig als bedenkenlos angesehen. Mit ihnen soll es möglich sein, Symptome bzw. Beschwerden der Wechseljahre zu lindern, indem sie den Mangel an weiblichen Sexualhormonen ausgleichen.
In diesem Artikel werde ich dir alles Wichtige über die bioidentischen Hormone erklären und wie du sie gegen deine Wechseljahresbeschwerden einsetzen kannst.
Bioidentische Hormone Liste – Welche Hormone gibt es?
Bioidentische Hormone sind Hormone, die auf chemischer und molekularer Ebene identisch mit den Hormonen sind, die der menschliche Körper natürlich produziert. Sie werden hergestellt, um speziell die individuellen hormonellen Bedürfnisse eines Patienten zu erfüllen, basierend auf speziellen Hormontests.
Es gibt zwei Hauptarten von bioidentischen Hormonen:
- Standardisierte bioidentische Hormone
Diese werden in großen Mengen von pharmazeutischen Unternehmen hergestellt und sind in Standard-Dosierungen und -formen erhältlich. Sie sind FDA-reguliert und durchlaufen strenge Tests auf Reinheit und Konsistenz. - Individualisierte oder zusammengesetzte bioidentische Hormone
Diese werden in sogenannten „Compounding“-Apotheken hergestellt, die die Hormone individuell auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Patienten abstimmen, basierend auf speziellen Hormontests. Sie sind nicht so streng reguliert wie standardisierte bioidentische Hormone und ihre Qualität und Konsistenz können variieren.
Bioidentische Hormone Liste
Folgende Hormone sind bisher als bioidentisch bekannt:
- Östrogene
- Progesteron
- Testosteron
- DHEA (Dehydroepiandrosterone)
- Pregnenolon
- Schilddrüsenhormone (wie T3 und T4)
- Melatonin
Diese kannst du in verschiedenen Formen erhalten, wie z.B. bioidentische Progesteroncreme oder bioidentisches Östrogengel. Bioidentische Progesteron Präparate und bioidentische Hormone im Allgemeinen sind allerdings nicht rezeptfrei erhältlich, sondern ausnahmslos verschreibungspflichtig, und das aus gutem Grund:
Bioidentische Hormone werden speziell anhand von Blut- oder Speicheltests, die den Hormonspiegel eines Patienten messen, zusammengestellt und individuell dosiert. Aufgrund der spezifischen Natur dieser Medikamente ist es wichtig, dass du diese nur unter der Aufsicht eines Arztes oder einer Ärztin einnimmst.
Wie werden bioidentische Hormone hergestellt?
Bioidentische Hormone werden in einem Labor synthetisiert, typischerweise aus pflanzlichen Vorläufern wie Soja oder Yamswurzeln, die eine hohe Konzentration von bestimmten Hormonen aufweisen. Diese pflanzlichen Hormone sind zwar nicht identisch mit menschlichen Hormonen, aber ihre chemische Struktur ist ähnlich genug, dass sie als Ausgangspunkt für die Synthese von bioidentischen Hormonen dienen können.
Im Labor wird ein chemischer Prozess angewendet, um diese pflanzlichen Hormone in Hormone umzuwandeln, die molekular identisch mit den im menschlichen Körper produzierten Hormonen sind. Das ist der Grund, warum sie als „bioidentisch“ bezeichnet werden.
Der Herstellungsprozess von bioidentischen Hormonen
Extraktion
Der erste Schritt ist die Extraktion der notwendigen Chemikalien aus den pflanzlichen Quellen. Bei Soja sind diese Phytoöstrogene, und bei Yamswurzeln ist es Diosgenin.
Umwandlung
Nach der Extraktion durchlaufen diese Chemikalien einen Prozess, um sie in eine Form umzuwandeln, die dem menschlichen Körper ähnlich ist. Dies geschieht in einem Labor durch chemische Reaktionen. Zum Beispiel kann Diosgenin chemisch verändert werden, um Progesteron zu erzeugen.
Reinigung und Standardisierung
Nach der Umwandlung werden die Hormone gereinigt und auf ihre Konzentration und Qualität getestet. Sie werden dann zu den erforderlichen Stärken und Formen standardisiert.
Wenn es um zusammengesetzte bioidentische Hormone geht, werden diese Schritte immer noch ausgeführt, aber das Endprodukt ist speziell auf die individuellen Bedürfnisse eines bestimmten Patienten zugeschnitten. Dies geschieht auf der Grundlage spezifischer Hormontests und unter Berücksichtigung anderer gesundheitlicher Faktoren und Bedürfnisse des Patienten.
Die zusammengesetzten Hormone werden dann in Formen wie Cremes, Gels, Tabletten oder Injektionen hergestellt.
Wo werden bioidentische Hormone eingesetzt?
Bioidentische Hormone werden hauptsächlich in der Hormonersatztherapie (HET) eingesetzt, insbesondere bei Männern und Frauen, die natürliche hormonelle Veränderungen durchlaufen, wie die Menopause bei Frauen. Sie können auch bei jüngeren Menschen eingesetzt werden, die aufgrund von Krankheit oder anderen Zuständen einen Hormonmangel haben.
Bioidentische Hormone gegen die Wechseljahre
Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben einer Frau, die normalerweise irgendwann in den 40er oder 50er Jahren beginnt und durch einen Rückgang der Produktion der weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron gekennzeichnet ist. Dieser Rückgang der Hormonproduktion kann bei dir eine Reihe von Symptomen verursachen, darunter sind die häufigsten Hitzewallungen und Nachtschweiß, Stimmungsschwankungen, Schlafprobleme, verminderte Libido, vaginale Trockenheit und Veränderungen der Menstruation.
Die bioidentische Hormonersatztherapie (BHRT) zielt darauf ab, diese Symptome zu lindern, indem sie das Gleichgewicht dieser Hormone im Körper wiederherstellt. Im Wesentlichen wird der natürliche Rückgang der Hormonproduktion durch die Verabreichung von Hormonen, die chemisch identisch mit den vom Körper produzierten Hormonen sind, ausgeglichen.
Zum Beispiel kann die Verabreichung von bioidentischem Östrogen dazu beitragen, Hitzewallungen und vaginale Trockenheit zu lindern, und kann auch positive Auswirkungen auf die Knochendichte haben.
Progesteron kann dazu beitragen, das Risiko einer Endometriumhyperplasie (einer Verdickung der Gebärmutterschleimhaut, die durch Östrogen ohne Gegenwirkung von Progesteron verursacht wird) zu verringern.
Es ist wichtig zu beachten, dass die BHRT, obwohl sie wirksam sein kann, auch Risiken und Nebenwirkungen hat. In einigen Studien wurde ein erhöhtes Risiko für bestimmte Arten von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt, insbesondere bei der Langzeitanwendung von Hormonersatztherapien. Daher sollte die Entscheidung für eine BHRT immer in Absprache mit einem qualifizierten Arzt getroffen werden, der die individuellen Gesundheitsbedürfnisse und Risikofaktoren eines Patienten berücksichtigen kann.
Anwendung bei hormonell bedingten Krankheiten
Hormonersatztherapien werden bei verschiedenen Erkrankungen und Zuständen eingesetzt, die durch hormonelle Ungleichgewichte oder Hormonmangel verursacht werden.
Andropause
Dieser Zustand, manchmal auch als „männliche Menopause“ bezeichnet, ist durch einen Rückgang des Testosteronspiegels bei Männern mittleren Alters gekennzeichnet. Die Hoden produzieren in dieser Phase immer weniger Testosteron. Symptome können Energieverlust, verminderte Libido, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen umfassen.
In diesen Fällen kann eine Hormonersatztherapie mit bioidentischem Testosteron helfen, um die durch den Hormonmangel verursachten Symptome zu lindern.
Hypogonadismus
Hypogonadismus ist ein Zustand, bei dem der Körper nicht genügend Sexualhormone – Testosteron bei Männern und Östrogen und Progesteron bei Frauen – produziert. Dies kann auf Probleme mit den Gonaden selbst (primärer Hypogonadismus) oder mit den Hypophysen- oder Hypothalamushormonen zurückzuführen sein, die die Gonaden steuern (sekundärer Hypogonadismus).
Hormonersatztherapie (HET) kann bei Hypogonadismus eingesetzt werden, um die fehlenden oder unzureichenden Hormone zu ersetzen und so die mit dem Zustand verbundenen Symptome zu lindern.
Hypothyreose
Die Hypothyreose ist eine Erkrankung, bei der die Schilddrüse nicht genügend Schilddrüsenhormone (T3 und T4) produziert. Diese Hormone sind wichtig für die Regulierung des Stoffwechsels des Körpers. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse kann es zu einer Vielzahl von Symptomen kommen, darunter Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, trockene Haut, Haarausfall, Gedächtnisprobleme und Depressionen.
Die Hormonersatztherapie (HET) ist die Standardbehandlung für Hypothyreose. Sie besteht in der Regel aus der täglichen Einnahme von Levothyroxin, einem synthetischen Schilddrüsenhormon, das identisch mit dem von der Schilddrüse produzierten Hormon Thyroxin (T4) ist. Dieses Medikament ergänzt die fehlenden Schilddrüsenhormone und hilft, die normale Stoffwechselaktivität des Körpers wiederherzustellen.
Die Behandlung der Hypothyreose mit Levothyroxin ist in der Regel lebenslang, da der Körper die Schilddrüsenhormone nicht selbst produzieren kann. Die Dosierung wird individuell angepasst und regelmäßige Bluttests sind notwendig, um sicherzustellen, dass die richtige Menge des Hormons verabreicht wird.
Nebenniereninsuffizienz
Die Nebenniereninsuffizienz ist eine Erkrankung, bei der die Nebennieren nicht genügend Hormone produzieren, insbesondere Cortisol und in einigen Fällen Aldosteron. Cortisol hilft dem Körper, auf Stress zu reagieren, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren und Entzündungen zu reduzieren. Aldosteron hilft, den Salz- und Wassergehalt im Körper zu regulieren und den Blutdruck zu kontrollieren.
Bei der Hormonersatztherapie (HET) für Nebenniereninsuffizienz geht es darum, die fehlenden Hormone zu ersetzen. Die Behandlung kann Folgendes umfassen:
- Hydrocortison, Prednison oder Dexamethason zur Nachahmung der Aktivität von Cortisol
Diese Medikamente helfen, die Symptome und Komplikationen der Nebenniereninsuffizienz zu kontrollieren, darunter Müdigkeit, Schwäche, Gewichtsverlust, Bauchschmerzen, niedriger Blutdruck und niedriger Blutzucker. - Fludrocortison zur Nachahmung der Aktivität von Aldosteron
Dieses Medikament hilft, den Blutdruck und das Gleichgewicht von Salz und Wasser im Körper zu regulieren.
Die Dosis der Medikamente wird individuell angepasst, basierend auf dem Schweregrad der Krankheit und den spezifischen Bedürfnissen des Patienten. Bei Patienten, die eine Stresssituation erleben, wie eine Krankheit, eine Verletzung oder eine Operation, kann die Dosis der Medikamente erhöht werden, da der Körper in diesen Situationen normalerweise mehr Cortisol produziert.
Gibt es bei bioidentischen Hormonen Nebenwirkungen?
Auch wenn viele die bioidentischen Hormone als “naturidentisch” sehen, sind sie letzten Endes in einem Labor hergestellt und wurden dort künstlich angepasst. Das natürliche an ihnen ist, dass ein einzelner Inhaltsstoff aus Pflanzen extrahiert wird. Anschließend wird der Inhaltsstoff so angepasst, dass es dem menschlichen Hormon perfekt ähnelt.
Trotz dieser hohen strukturellen Ähnlichkeit zum menschlich hergestellten Hormon können bioidentische Hormontherapien bei dir zu Nebenwirkungen führen. Wichtig ist hier zu sagen, dass diese von Person zu Person unterschiedlich ausfallen können.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Die möglichen Nebenwirkungen variieren zwischen den unterschiedlichen Hormonen, bedeutet: für bioidentische Hormontherapien mit Östrogen gelten andere Nebenwirkungen als für diejenigen, die mit Testosteron durchgeführt werden.
Östrogen
Nebenwirkungen können…
- Brustspannen
- Schwellungen oder Schmerzen
- Übelkeit
- Bauchkrämpfe
- Kopfschmerzen
- Haarausfall
- Und vaginale Blutungen
…umfassen.
Langzeitgebrauch von Östrogen, besonders ohne Progesteron, kann das Risiko für Gebärmutterkrebs erhöhen.
Progesteron
Nebenwirkungen können…
- Kopfschmerzen
- Brustschmerzen oder Empfindlichkeit
- Stimmungsschwankungen
- Schlaflosigkeit
- Gewichtszunahme
- und Menstruationsveränderungen
…umfassen.
Testosteron
Nebenwirkungen können…
- Akne
- Haarausfall
- aggressive Stimmung
- erhöhte Libido
- Schlafapnoe
- Leberprobleme
- und eine erhöhte Anzahl an roten Blutkörperchen, was das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen kann
…umfassen.
Wieso gibt es bei bioidentischen Hormonen Nebenwirkungen?
Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente oder Hormone. Faktoren wie dein genetischer Code (DNA), dein Geschlecht, Alter, allgemeiner Gesundheitszustand und Lebensstil beeinflussen zusammen die Art und Weise, inwiefern du auf bioidentische Hormone reagieren würdest und ob du bei diesen Nebenwirkungen erfahren würdest.
Die Gründe, weshalb es bei bioidentischen Hormonen zu Nebenwirkungen kommen kann, sind vielfältig:
Dosierung
Die Menge an Hormonen, die eine Person benötigt, um ein Hormonungleichgewicht zu korrigieren, kann von Person zu Person stark variieren. Wenn die Dosis zu hoch ist, kann es zu Symptomen eines Hormonüberschusses kommen, die sich als Nebenwirkungen manifestieren.
Individuelle Empfindlichkeit
Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Hormone. Einige Menschen sind empfindlicher auf die Wirkungen bestimmter Hormone und können Nebenwirkungen erleben, selbst wenn die Dosis für die meisten Menschen als sicher betrachtet wird.
Faktoren wie Genetik, Alter, Geschlecht, dein allgemeiner Gesundheitszustand und Lebensstil können dein individuelles Ansprechen auf bioidentische Hormone beeinflussen.
Hormonungleichgewicht
Die Gabe von bioidentischen Hormonen kann in einigen Fällen das Gleichgewicht der anderen Hormone im Körper stören und zu Nebenwirkungen führen.
Art der Anwendung
Verschiedene Methoden der Anwendung bzw. Verschiedene Präparate von z. B. Progesteron (Pille, Pflaster, Creme, Injektion usw.) können unterschiedliche Nebenwirkungen haben.
Langzeitnutzung
Die langfristige Nutzung von Hormonersatztherapie kann auch zu Nebenwirkungen führen. Zum Beispiel können bestimmte Formen von Hormontherapie das Risiko für bestimmte Arten von Krebs, Herzerkrankungen und Schlaganfälle erhöhen.
Letztlich ist es wichtig, die Risiken und Vorteile einer Hormontherapie mit einem qualifizierten Arzt zu besprechen. Eine bioidentische Hormonersatztherapie sollte bei deinem Frauenarzt oder einem Allgemeinmediziner angeboten werden.
Falls nicht, kannst du auf verschiedenen Ärztelisten nach bioidentischen Hormontherapien suchen. Der Arzt kann dabei helfen, die am besten geeignete Behandlung und Dosis zu bestimmen und mögliche Nebenwirkungen zu überwachen.
Quellen
- (08.12.2021). Bioidentische Hormontherapie – Informationen und Spezialisten. Abgerufen am 13.07.2023, https://www.leading-medicine-guide.com/de/behandlung/bioidentische-hormontherapie#:~:text=Die%20Herstellung%20bioidentischer%20Hormone,-Zwar%20sind%20Pflanzen&text=Um%20bioidentische%20Hormone%20herzustellen%2C%20muss,in%20die%20entsprechenden%20Hormone%20um.
- (28.04.2020). Vorteile bioidentischer Sexualhormone in der systemischen menopausalen Hormontherapie. Abgerufen 13.07.2023, https://link.springer.com/article/10.1007/s41974-020-00137-9
- Eigene Quellen
Autorin dieser Beiträge
Wiebke Becker
Ernährungswissenschaftlerin (M.Sc.)
"Die Ernährungswissenschaften begeistern mich, weil sie einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben. Durch die Erkenntnisse aus der Forschung können wir unsere Ernährung gezielt und bewusst gestalten und somit Krankheiten vorbeugen und unser Leben verbessern. Es ist faszinierend zu sehen, wie kleine Veränderungen in der Ernährung große Auswirkungen auf unser Leben haben können."
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